Indien ist kein Land. Indien ist ein Kontinent. Die 28 Staaten sind teilweise sehr weitläufig und extrem dicht besiedelt. Indien ist vergleichbar mit Europa. Die Menschen und Kulturen in Indien sind so unterschiedlich wie die zwischen Schweden und Spanien. Die Menschen sprechen unterschiedliche Sprachen und haben unterschiedliche Bräuche und Rituale. Daher ist es sehr gut möglich, dass die Feste in Tamil Nadu anders gefeiert werden, als in den nördlichen Landesteilen.
In den letzten Tagen durfte ich an ein paar sehr interessanten und Feierlichkeiten teilnehmen.
Ayudha Puja
(die folgenden Informationen hab ich selbst erlebt oder man hat es mir erzählt)
In Tamil Nadu gibt es Mitte Oktober ein Fest namens Ayudha Puja oder einfach ausgedrückt: „Die Anbetung der Werkzeuge“. Dieses Fest kommt aus dem Hinduismus, wird aber aufgrund des kulturellen Kontext auch von Christen gefeiert.
Am Vorabend dieses Fests, reinigt man sein Haus, seine Wohnung und den Arbeitsplatz, sowie die Dinge die man zum täglichen Leben braucht. Dazu gehören Gegenstände wie Werkzeuge, Maschinen, Fahrzeuge oder auch Waffen („Werkzeuge“ der Soldaten).
Unsere Scholastics bei der Arbeit Die Segnung der Kantine
Danach werden mit einer Salbe und einem roten Pulver verschiedene Punkte auf die Objekte aufgetragen. Wir, mit unserem christlichen Glauben, haben mit der Salbe ein Kreuz auf unsere Fahrzeuge gepinselt. Danach werden die Objekte mit Blumen geschmückt und auf einem besonderen Platz aufgestellt. Am folgenden Tag werden dann die Maschinen oder Fahrzeuge von einem Priester gesegnet und man betet diese an. Meist ist die Auswahl der Gegenstände vom Berufsbild abhängig oder der Kaste der man angehört. Generell weiht man alle Fahrzeuge für eine sichere Fahrt.
Unser Fuhrpark Mein Vehikel hab ich von Pia geerbt
Man betet die Dinge an, dass die „Göttliche Kraft“ die durch die Werkzeuge erzeugt wird, weiterhin den gewünschten Erfolg bringt. Zum Schutz vor Unfällen fährt man dann mit den geschmückten Fahrzeugen über eine Zitrone, die man danach in alle Himmelsrichtungen wirft.
An den folgenden Tagen werden dann Bücher und Musikinstrumente geweiht, sowie für Bildung gebetet. Danach folgt dann eine Zeit der Besinnung.
Allerheiligen (1. November) und Allerseelen (2. November) in Indien
Allerheiligen und Allerseelen sind weltweite Bräuche der Christen, an dem an „Alle Heiligen“ und an verstorbene Verwandte gedacht wird. Hier in Indien werden diese Feste ebenfalls von den christlichen Gemeinden gefeiert. Ähnlich wie in Deutschland oder Österreich werden die Gräber mit Blumen und Kerzen festlich geschmückt.
An Allerseelen bekam ich eine Einladung zum Mittagessen. Erst haben wir erst ein kurzes Gebet für den verstorbenen Vater des Gastgebers gebetet, und danach ab es Reis mit Chicken-Curry auf typisch indische Weise serviert.
Nach dem Essen bin ich mit meinem Freund Peter zum Friedhof gefahren. Man versammelt sich hier, zu einem Gottesdienst bei dem, ähnlich wie in Deutschland, die Gräber mit Weihwasser gesegnet werden. In Europa ist ein Friedhof ein Ort der Stille, der Ehrerbietung und der Andacht. Daher war der indische Brauch für mich etwas befremdlich, dass auf dem Friedhof mit Feuerwerk und Knallern für die Verstorbenen gebetet wird.
Was ich aber wirklich erschütternd fand war die Verschmutzung die von den Menschen auf dem Friedhof hinterlassen wurde. Knallerreste, Plastikbeutel und Duftkegel flogen danach kreuz und quer über die Gräber. Verbrannte Blumen und Kerzen lagen überall herum und Rauch stieg auf wie von einem Schlachtfeld auf.
Die Dorfjugend beim zündeln Peter vor seinem Familiengrab
Ein kleiner Hoffnungsschimmer für mich war aber, dass mein Freund gemeint hat, dass in manchen Gemeinden für die Plastik- und Grünabfälle Container bereitgestellt werden.
In den nächsten Tagen beginnt das Divali-Fest. Es wird auch als „das Fest der Lichter“ bezeichnet. Ich bin gespannt was mich dabei alles erwartet….
Lieber Sebastian,
danke für Deinen spannenden Bericht.
Ich wünsche Dir weiterhin aufregende Erlebnisse.
Viele Grüße
Ulli
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